Azulejo                                                                                                                   zu den Digitalzeichnungen Azulejo

Lissabon 2012

 

Alto do Longo

 

die Schemen setzen sich aus den Punkten zusammen [Volvox], die rotierenden Schemen;

Treppen, Würfel, eine Ranke, ein Draht, zwei Worte: Sussurrar und Sutia [sussussar flüstern, sutia BH], eine Zahl [62], Türen, Fenster, schiefe Ebene, eine Traufe, ein Glaszylinder mit einem Docht, Wind.

Elastisch: Tücher und Ranke. Die Ranke winkt, zeigt, deutet, warnt, schreibt in den Himmel; unablässige Gesten in rascher Folge. Niemals ist die Ranke leblos. Die Tücher an den dünnen Drähten pochen in der Luft, aber während jede Geste der Ranke voller Anschaulichkeit ist, ist das Pochen der Tücher fade.

Ein Punkt. Ein Globus.

 

 

Gare Fluvial, Merenda  Pingo Doce

 

Hier ist ein Punkt. Im sanften Tropfen. Karfreitag. Kleine Punkte. Größere. Die Punkte bilden erkennbare Schemen. Die Punkte und die Schemen.

Zwischen den Beinen der Gäste picken Tauben, Spatzen, und verbeugen sich. Der Geistersaal.  Die Geister umtanzen eine einzige Person. Diese Person trägt zwei Dinge: eine Stehlampe und ein Konfirmationskleid. Früher Abend. Die Verbeugungen der Vögel sind tief, sie stürzen mit ihren prallen Brüsten auf den Steinboden, einige bleiben liegen und sind tot, andere flattern hilflos und klatschen wie Fische in einem Kübel. Eine Familie, Tochter, Vater, Sohn, Mutter. Sie schlürfen aus biegsamen Papptellern. Die Szenerie ist von übergroßen Bovisten, knollenförmigen Staubpilzen, zugestellt. Die Boviste schweben über die Trennfolie zum Geistersaal wie demolierte Planeten. Die Geister sind pikiert und wehen im Hintergrund. Der Vater ist als erster fertig und deckt mit seinem lappigen Pappteller eine tote Taube zu. Sohn und Tochter schlürfen noch. Die Mutter schaut hinüber in den Geistersaal. Auf pulsierenden, durchsichtigen Muskeln gleiten die Geister durch den Saal, während sich die Boviste  polternd an der Folie entlanghangeln.  Elegant verankern sich die Geister  an ihren Säulen. Jeder Geist hat eine eigene Säule.

Pessoa [ pessoa  Person] liegt und klöppelt seine Stangen. Hat ein Loch  im Fell. Der Wüstenhorizont ist weit. Auf der Wüstenoberfläche sind die anderen gruppiert. Die Gegenwart ist ausgeschlossen.

 

 

Jardim Botanico

 

Sie haben geöffnete Mäuler und Flügel-Gesichter, sie hauchen; aber hier am Faden da leben sie [kaum Bildmaterial vorhanden]; sie heißen Marella, oder Wiwaxia. Die Hauchenden und die Geflügelten. Sie rutschen  wenig, hauchend und prustend. Sie sind leicht. Der Faden zerrt nicht, so leicht sind sie. Marella und Wiwaxia. Dennoch reißt die Welt am Faden schnell, trotz vollkommender Leichtigkeit.  Am Faden der Wesen.

So schlägt er hin. Das Geplänkel mit Anomalocaris. Funkelnd das Modell an der Treppe.  Am Faden sein. Die Existenz am Faden. Jene, denen eine Existenz am Faden möglich ist, die sich hier ernähren können, an der minimalen Fadenoberfläche, auf- und abrutschend am Faden.  Wie sie reden. Communizirren am Faden entlang.

Da aber der Faden doch schwanken könnte. 

[alle Darstellungen gefließt]

 

... die hängenden Wesen und die einbeinigen Wesen; verkrüppelte Füße; die Humpelnden und die Schlenkernden;

Rato, Pastelaria Mil Oitocentos

mecha  Docht, Lunte, Haarsträhne

ponta  Spitze, Ende, Ecke, Zacke

ponto  Punkt, Stich

ponto morto  Leerlauf

hermetico  luftdicht

horripilante  haarsträubend

Ein Wulst aus winzigen Wracks stellt sich Ponta und Ponto in den Weg nach Ablauf ihrer Faden-Existenz. Die Existenz der Endstation. Ponta und Ponto reisen zur Endstation. Hier zirrculirren sie, umkreisen die Endstation. Die Luft ist klar. Die Gebäude. Der Himmel leicht bewölkt. So sind die Gebäude darzustellen: Wohnhäuser, Fabriken, Türme an den Hügeln, im hellen Licht, alles in blauer Fliesen-Darstellung; Ponta und Ponto begutachten sich gegenseitig an der Endstation in spiegelnden Fensterscheiben [die Elemente der Endstation sind aus verspiegelten Materialien zusammengesetzt]; Ponta und Ponto kreuzen ihre Scheitel.

 

die Tiere, die flüchtigen;

das Tiersein, die Tier-Essenz;

Flüssigkeit: Injektion in Figur: unter dem Tisch, unter der Bank, die Sonne scheint, die Tier-Essenz strömt, wird gepreßt in die Person - pessoa - wird die Apparatur gefüllt;

die Tier-Essenz, ausufernde Flüssigkeit mit Krallen, Pfoten, Hufen, Flossen und Flügeln;

leicht schwebt die Tier-Essenz mit ihren strudelnden Extremitäten über die Stollen und Kellerlöcher;

die Verliese der Tier[Licht]-Essenz in Cacilhas;

zu den aufwendigen und butterblumengelben Texten um die Tier-Essenz gelingen die Zeichnungen in schlichter Fliesen-Manier;

Zeichnung = Stümpfe und Rümpfe in der Aufsicht;

das Raupenwesen NFT-Coreano-Fishing-Sport ist der Hüter der Kellerlöcher;

auch die Tier-Essenz muß sich einer Prüfung unterziehen von Apatia [apatia Teilnahmslosigkeit] in Frage und Antwort:

Apatia: “Was willst du hier?”

Tier-Essenz:”Ich will mich hier einnisten.” u.s.w.

Fässer werden hin- und hergerollt in den Verliesen von Cacilhas;

Kreißsaal der Tier-Essenz;

aus einer Flasche entweicht die Tier-Essenz in anmutigen, hell klingenden Tropfen, die Flasche ist sehr apart mit Muschelornamenten mundgeblasen;

 

 

 

Praça Principe Real

 

In einem Baum hängen Pilze kopfüber. Hinter den Baumsilhouetten verschwindet eine Häckselmaschine im zitternden Abendlicht. Kurz darauf erscheint der ausladende Verdauungstrakt einer zweiten Apparatur aus Schemen zusammengesetzt. Die Schemen darstellen. Die Einzelstücke. Die Bauteile. Die Schemen aus einer Tropfenmechanik. Die Mechanik der Punkte. Die Mechanik der Schemen zerstiebt. Die Punkte [Tropfen] treiben davon. Die Häckselmaschine ist versunken hinter den Bäumen. Es bleibt eine lichtlose, matte Stelle, um die herum sich die Elemente der kommenden gruppieren. Das Auge des Nacht-Kreisels. Unbeachtet von alledem: der stete Glanz auf den bleiernen Körpern am Rande der Szenerie.

 

 

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